...war, einem Kollegen die Aktentasche mit schwerem Rundstahl, mit Bleiabfällen oder mit Stangen-Lötzinn voll zu packen. Am liebsten einem, der sich das Straßenbahngeld sparte und zu Fuß nach Hause ging. Das war doppelt fies, denn der arme Kollege hätte ja nicht nur beim Raustragen unter Diebstahlsverdacht geraten können, sondern auch am nächsten Tag, wenn er die schweren Sachen unauffällig wieder zurückbringen musste.

Frei1Wenn jemand folgenden Programmablauf liest:
"Ouvertüre, Ansprache, Huldigungsmarsch"
dann käme er bestimmt nicht auf die Idee, dass es sich hier „nur“ um den Ablauf einer Freisprechungsfeier von Lehrlingen handelt.
Heutzutage jedenfalls nicht mehr.

Anfangs der 70er war es noch anders.

Im feierlichen Rahmen fand in der Meistersingerhalle zu Nürnberg unsere Freisprechungsfeier statt. Auch wenn alle froh waren die Lehrjahre hinter sich gebracht zu haben und es damals auch keiner zu gegeben hätte, es war schon ein würdevoller Rahmen.
Lässig, cool gab’s ja noch nicht, wie wir damals waren, wäre es ein Zeichen von fehlender Männlichkeit gewesen, zu zugeben, dass es einen doch berührt hat, als unser Mitlehrling Ludwig Felsenstein am Flügel aufspielte.

Seite 56 von 62

Zum Seitenanfang