Dr. Dr. S. und das Diktat
Der Maler malt mahlt malt Kaffeekannen
Dieser geschriebene Satz im Diktatheft eines (Berufs)Schülers würde jede Eltern auf die Palme bringen. „Nimm doch deinen Grips zusammen, bevor du schreibst“ So oder ähnliche Vorwürfe müsste sich der arme Schüler gefallen lassen. Dass in diesem Fall nicht der Schüler, sondern der Lehrer die Schuld trägt wäre den Eltern kaum zu vermitteln gewesen.
Doch bei unserem Dr. Dr. S., genannt Doc, war es leider so. Hatte dieser doch eine unnachahmliche Art zu diktieren. Dass er sehr langsam und deutlich beim Diktieren sprach war ja sehr lobenswert. Seine mit Vorsatz eingefügten künstlichen Pausen brachten seine Schüler aber an den Rand der Verzweiflung.
Beispiel gefällig:
„Der Maler malt“ begann der Doc eines seiner unvergessenen Diktate.
Alle Schüler begannen zu schreiben. Mit einem Kennerblick erfasste er sofort wenn jeder mit schreiben fertig war.
Langsam diktierte er weiter: „Kaffee“
Ein leises Raunen ging durch die Reihen und alle strichen das letzte Wort durch und schrieben „mahlt“
Innerlich schmunzelte unser Doc vermutlich schon. So begann er auch gleich weiter zu diktieren: „Kannen“ Er konnte sicher sein, dass alle Schüler ihn gerade irgendwohin wünschten. Kam doch dann dieser eingangs erwähnte Satz zustande.
Man konnte, da der Doktor die Pausen absichtlich falsch setzte, nie sicher sein, ob das geschriebene Wort richtig war.
Seinen Triumph kostete er dann noch vollends aus, als er durch die Reihen ging und den Einen oder Anderen maßregelte. "Was hast du wieder für ein Geschmier in deinem Heft
gemacht" und zog den verdutzten Schüler an den Haaren über den Ohren.
Dr. Dr. S. und wer andern eine Grube gräbt ... Ergänzung
...eine sehr schöne und sehr typische Dr. Dr.-Geschichte.
Dazu passen seine Wutanfälle, wenn er bei einer Ex oder sonstigen Prüfungsarbeit jemand erwischte, der seinen Lernbehelf oder sowas offen auf dem Tisch liegen hatte und fleissig daraus abschrieb. Der Schnellhefter flog dann mit den üblichen Kommentaren über Betrug und seine Konsequenzen, also Meldung an die Post und sofortige Entlassung, Gefängnis, Leben in der Gosse usw., in die hinterste Ecke des Klassenzimmers. Und zwar so gewaltig, dass er sich meist in seine Einzelteile zerlegte. Wenn der Dr. Dr. dann fertig war mit seiner Ansprache und sich sein nächstes Opfer suchte, konnte der Schüler aber in aller Ruhe seine Papiere wieder zusammensuchen, wieder ordentlich einheften und dann ungestört weiter abschreiben.
Wer sich das nicht traute, konnte während einer Prüfung auch eine unschuldige Diskussion anfangen, so nach dem Motto, "Herr Doktor, wissen Sie eigentlich wie die Berechnung von Scheinwiderständen geht?",worauf er manchmal gern und stolz sein Wissen preisgab und die Prüfungsaufgabe nocheinmal geduldig und ausführlich an der Tafel erklärte. Manchmal hieß es aber auch "Jetzt ist Prüfung und kein Unterricht, das alles hab ich euch doch schon hundertmal erklärt, ihr Kleufel". Das wurde dann von der halben Klasse lautstark abgestritten, "... das haben wir noch nie gehört, wie kann denn das in einer Prüfung gefragt werden" , und schon stand die Lösung an der Tafel.
Wenn alle Tricks nix geholfen haben und eine Arbeit mal echt versaut war, blieb als letzter Ausweg, die Prüfungsnote mit dem Dr. Dr. zu verhandeln. Manche haben es da geschafft, von einer "Fünf" oder "Vier" auf eine "Zwei" zu kommen.