Besichtigung B1
Rainer E. organisierte im September 2013 eine Führung durch die Berufsschule 1 in der Augustenstraße. Fragt man ehem. Fernmeldelehrlinge, was ihnen zu den Bildern einfällt kommt bei 90 % der Befragten mit Sicherheit: STRABASCHAGA. So tief im Gedächtnis ist der Dr. Dr. S. geblieben.
Dabei gäbe es bestimmt hunderte Geschichten aus der Berufsschule 1.
Man denke nur an den Aufzugsführer. Der scheinbar nichts besseres zu tun hatte, als die Schüler zu ärgern. Mal ein bischen zu laut, prompt hielt der Aufzug an und alle mussten den Rest bis zum 8. Stock laufen. Ab 7:45 Uhr fuhr er erst gar nicht mehr los. So dass die später (wohlgemerkt nicht zu spät) kommenden Schüler gleich die Treppe nutzen mussten. Wehe wenn man das "Guten Morgen" sagen vergaß, folgte gleich ein Anpfiff vom damaligen Hausmeister.
Viele (der schreiberling eingeschlossen) erinnern sich bestimmt auch noch mit Schrecken an ihr erstes Referat das es zu halten galt. Vor der gesamten Klasse 5 Minuten referieren waren die Lehrlinge ja überhaupt nicht gewöhnt. Gab es so etwas in der 8-klassigen Volksschule nicht. Manch einer sah aber auch den Schultag als eine willkommene Pause vom Feilen an. Doch das war eine Minderheit. Schließlich hatten die Lehrlinge einen handwerklichen Beruf erwählt um auch handwerklich tätig zu sein. Das Pauken dachten viele endlich hinter sich gelassen zu haben. Doch auch in der Berufsschule ging das Lernen weiter. Man erinnere sich nur an Algebra, das Rechnen mit Unbekannten. 4a + 5b + 3a = ? da wussten viele doch überhaupt nicht was der Lehrer von ihnen wollte.
Die Aussicht genießen vom 8. Stock wie bei der Führung, konnte damals bestimmt auch keiner. Aussicht auf eine Mädchenschule, ja da wären alle am Fenster gehangen. Wer weiß was dann Dr. Dr. S. als Strafe eingefallen wäre.
Kamen jetzt bei den Lesern auch Erinnerungen hoch? Dann her damit und lasst uns alle teilhaben.
UV FBau
Übersetzung: "Vorschriften zur Verhütung von Unfällen im Fernmeldebaudienst"
Man spricht ja immer davon, dass meistens gute bzw. schöne Ereignisse im Langzeitgedächtnis bleiben.
Bei den meisten ehem. Fernmeldelehrlingen mag das so nicht zutreffen. Fast bei jedem Stammtisch oder sonstigen Zusammentreffen Ex-Flehrl's kommt zwangsläufig das Gespräch früher oder später auf das unbeliebte U-Eisen.
Es tropften auch unzählige Schweißtropfen auf den Werkstattboden, viele Blasen wuchsen an den zarten Händchen der Jünglinge. Fast ein dreiviertel Jahr wurde an dem U-Eisen gefeilt, gebohrt, gesägt. So mancher glaubt zumindest an diese lange Zeit.
Was natürlich nur Einbildung ist.
Wann wären dann die vielen anderen Werkstücke entstanden, wo doch feststeht dass das 1. Lehrjahr auch nur ein Jahr dauerte. Die Zeit für das U-Eisen war natürlich wesentlich kürzer.
Was viele nicht in Erinnerung behalten hatten und was noch nerviger war als das U-Eisen, die Unterweisungen über die Unfallverhütungsvorschriften.
Nerviger deswegen, weil sie sich über die gesamte Lehrzeit hinzogen.
Jede Woche eine Unterweisung. Jeder Lehrling stöhnte innerlich wenn der Ausbilder mit dem kleinen grünen Büchlein ankam. Dann begann wieder eine Stunde mit dem trocknestem Thema der Lehre. Schlimm war es, wenn der Ausbilder das Thema der Stunde einfach aus dem Büchlein vorlas. Was auch viele taten, denn an freier Rede mangelte es oft.
Diese Beamtendeutsch verstand doch kein Jugendlicher.
Schon allein die Einleitung: "Die Vorschriften gründen sich auf Erfahrungen. Die Nichtaufführung von Vorfällen entbindet niemanden davon sorgfältig zu sein"
"Der Arbeiter der die Leiter hält, soll den auf der Leiter stehenden nicht aus dem Auge lassen" Im Sommer bei den jungen Mädels auf den Straßen, nicht so einfach zu bewerkstelligen. Wehe wenn denn mal einer Quatsch mit dem Hammer machte, entgegen der Vorschrift: "Die werkzeuge sind nur zu dem zweck zu gebrauchen,zu dem sie bestimmt sind". Nein da wurde der arme Lehrling nicht aufgeklärt, wie wichtig der Unfallschutz war, sondern es gab gnadenlos eine "5" in Führung. Was meistens dazu führte zuhause noch eine Watschn zu bekommen.
Evtl. stimmt der Eingangssatz doch, das Thema war so nervig dass es aus dem Gedächtnis gestrichen wurde.
Im Unterbewußtsein blieb es bestimmt an erster Stelle, denn es gab sehr, sehr wenige Arbeitsunfälle.
UVTBau_1938 | 6.24 MB |
UVFBau-67 | 7.99 MB |
Übrigens :
Es gab noch die "Unfallverhütungsvorschriften für den fernmeldetechnischen Dienst" (UVVFt)
UVVFt-68 | 10.4 MB |