Am Anfang stand die Idee ein Treffen zum 40jährigen zu veranstalten. Nur – wer hat alles mit uns gelernt? Alles kein Problem, schließlich gibt es das Outlook-Adressbuch. Doch weit gefehlt, so viele der 67er standen auch nicht mehr in Lohn und Brot. Hier half dann nur noch eine Kettenmail - der X. und der Y. war in meiner oder in einer anderen Gruppe, den Z. kenn’ ich noch vom Heim, der W. ist in Pension. Schließlich wurden ca. 90 Ehemalige erfasst. Waren das etwa schon alle oder fehlen noch einige, vielleicht auch viele.
Wie viele Lehrlinge waren wir eigentlich genau?
Es wurde gerechnet: 14 Gruppen x 13 Lehrlinge = ca. 180 insgesamt. Dann hatten wir ja erst die Hälfte erfasst. Ziemlich schnell wurde klar, dass jetzt die eigentliche Arbeit begann. Nun war kriminalistischer Spürsinn, Zeit und Geduld erforderlich. „Wer war alles in deiner Gruppe, wen kennst du sonst noch, wo hat er gewohnt, ist er schon in Ruhestand usw.“, diese und ähnliche Fragen prasselten auf die Flehrl ein. Jeder sachdienliche Hinweis war wichtig. Das Langzeitgedächtnis funktionierte noch, es wurden wieder 30 Ehemalige ausfindig gemacht. Einige Namen waren zwar noch geläufig, aber keine Kontaktdaten bekannt. Andere wiederum hatten irgendwann nach der Lehre die Firma gewechselt, ein Studium angefangen, sich Selbständig gemacht oder sonstiges und waren wie vom Erdboden verschluckt. Keiner wusste was über den Verbleib der Jungs.
Was tun, wo suchen, wie geht’s weiter? Ratlosigkeit war angesagt.
Dann plötzlich – Licht am Ende des Tunnels – ein Flehrl hat noch die vollständige Liste der 67er mit den Heimatadressen (ein dreifach Hoch den Sammlern). Jetzt waren zumindest die Anzahl (178) und alle Namen bekannt. Nun ging es mit neuer Hoffnung und mit viel Elan weiter ans recherchieren. Mit den vorhandenen Adressen konnte nun gezielter gesucht werden. Durch die erweiterte Suche der Online-Telefonbücher stellte sich trotz vieler Misserfolge auch der ein oder andere Treffer ein. Da nach 40 Jahren oft noch die Eltern, Geschwister oder Verwandten am selben Ort oder Straße wohnten („der X. war ist mein Sohn/Bruder/Schwager und wohnt jetzt in Z-Stadt“) wurden wieder einige ausfindig gemacht. Wenn unter der Hausnummer nur Fremde im Telefonbuch standen, wurden diese befragt und gaben manchmal wertvolle Hinweise („Die Familie Y. ist nach XZ gezogen“).
Doch es waren immer 8 „Vermisste“ auf der Liste. Jetzt begann die Sisyphusarbeit mit vielen Rückschlägen. Wieder wurden hunderte Telefonanrufe geführt und stundenlang das Internet durchwühlt, es wurde immer zeitaufwändiger und frustrierender die verbleibenden Lehrlinge zu finden. Dafür war bei Erfolg die Freude umso größer - und es stellten sich weitere Erfolge ein: In einem Forum hat doch tatsächlich ein Flehrl seine Adresse angegeben. Unglaublich was man für Spuren im Internet hinterlässt.
Einige wurden über das Telefonbuch Deutschland aufgespürt. (Funktioniert nur bei relativ seltenen Familiennamen, bei Huber oder Müller hat man keine Chance). Die Anzahl der fehlenden Flehrl wurde immer geringer.
Nach einem Hinweis wurde ein Flehrl im Berliner Telefonbuch gefunden – abgehakt. Über eine Online-Community wurde erneut einer entdeckt, er war in Asien unterwegs und ist jetzt wieder in Deutschland. Sogar einen Baptisten Pastor haben wir aus unseren Reihen hervorgebracht. Der Namensvetter von unserem Simon hat die Lehre abgebrochen.
Leider gab es auch traurige Ergebnisse. So wurde bei den Recherchen festgestellt, dass weitere 3 Mitlehrlinge verstorben sind.
So, das waren alle. Die Liste kann endlich abgehakt werden.
Doch halt, da steht doch noch ein Name: Alfred F. Er hat sich nach Bangkok abgemeldet (nicht abgesetzt). Hier wurde die Deutsche Botschaft angeschrieben.
Jetzt kann man den Satz: "Auf der Suche nach dem letzten 67er-Fernmeldelehrling" in unserem Falle ist es Alfred F., endlich wörtlich nehmen.

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