Den gesamten Lehrstoff vom Dr. Dr. S. gab es nicht als „Hand Out“, sondern Woche für Woche schrieb er mehrmals im Blitztempo die Tafel in voller Breite und Höhe voll, und wir mussten brav alles abschreiben. Dabei hatte der Doktor einen ungeheuren Kreideverbrauch, denn am laufenden Band brach ihm die Kreide ab und das abgebrochene Stück flog dann sofort aus dem Fenster, direkt auf das Vordach der Schule.
Eines Tages stand plötzlich der Hausmeister in der Klasse und beschwerte sich beim Doktor über den Müll auf dem Vordach. Dass da vor allem Unmengen an Kreide liegen würden, und „man hat es genau beobachtet, es kam ganz eindeutig alles aus diesem Fenster“.
Der Doktor hatte da gerade mich im Visier, nicht ohne Grund, und darum deutete er sofort auf mich, „Der da war es, ich hab es auch ganz genau gesehen“.
Widerstand war zwecklos, der Doktor und der Hausmeister hatten noch ein kurzes Fachgespräch über „die heutige Jugend im Besonderen und Allgemeinen und früher gab es sowas nicht und Strafe muss sein“ und schon wurde ich unter dem schadenfrohen Blick des Herrn Doktor abgeführt. Mit einem Eimer bewaffnet musste ich raus aufs Vordach und unter pausenlosem Gebrabbel vom Hausmeister den Müll einsammeln bis auf das allerletzte Papierfetzchen.
Auf dem Weg zum Mülleimer kam mir dann die Frau Schulhausmeister entgegen. Während ihr Mann mit seinem Geschimpfe und seinen Ermahnungen nicht aufhörte, meinte sie „Das ist aber schön, dass du meinem Mann hilfst, er ist ja nicht mehr der Jüngste und kann ja nicht mehr so einfach aufs Dach klettern“. Und weil sie gerade den Tisch mit dem Pausenverkauf vorbereitete, kriegte ich noch eine Tüte Milch und ein Mars zur Belohnung.

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