In den 50ern war in den Genen der Junglehrlinge vom Lande noch fest der korrekte Sonntags-Dresscode verankert. Wie man es seit Generationen vom Landvolk gewohnt war, zog der Landmann am Sonntag ein weißes Hemd an, trug seinen Konfirmandenanzug auf und hatte einen schwarzen Schlips um den Hals.
Da ein Nylon- oder Nyltesthemd noch nicht am Markt war, mussten damals Baumwollhemden getragen werden. Natürlich frisch gebügelt und gestärkt von Muttern.
Diese Hemden mussten bei 95 Grad (Kochwäsche) gewaschen werden und anschließend gebügelt bzw. gestärkt, denn sie zerknitterten leicht und in die Reinigung brachte am Land eh keiner etwas.
Damit begannen die Probleme der traditionsbewussten und -gewohnten aber verarmten Auswärtigen. Man kam nur alle 12 Wochen bei der bezahlten Familienheimfahrt nach Hause, somit war das einzige weiße Hemd das man besaß, nach einigem Tragen verschmutzt und eines Sonntagshemdes nicht mehr würdig.
Doch der kluge Mann bzw. Fernmeldelehrling wusste sich zu helfen - die Tochter einer Wäschereibesitzerin wurde heftigst umgarnt und bussiert. Nachdem die zwischenmenschlichen Beziehungen sich gefestigt hatten wurde die Zugneigung auf die Mutter erweitert und das mit großem Erfolg. Das Muttergefühl der Fastmutter zu ihren Fastsöhnen veranlasste selbige die dreckigen Hemden der verwahrlosten Jungs zum Selbstkostenpreis von 50 Pfennigen zu reinigen (man war ja schließlich Geschäftsfrau).
So hatten die Jungs vom Wohnheim am Sonntag immer ein strahlendweißes Hemd und eine saubere, von Essensresten befreite Krawatte.