Wie jedes Jahr, wenn der katholische Feiertag Fronleichnam mit seiner Prozession näher rückt, fallen mir die Ausbilder B. und L. ein, die uns in Schweinau den „ui-Fernmeldebau“ nähergebracht haben.
Am katholischen Fronleichnamstag galt ja im protestantischen Nürnberg: der Vormittag ist für katholische Lehrlinge auf Wunsch frei zum Kirchgang und zur Teilnahme an der Fronleichnamsprozession.
Nun wurden beim ui-F-Bau aber nicht nur Azk gesetzt, Kabelschächte gemauert, und Kabel einziehen geübt, sondern auch der Umgang mit dem Dräger-Gasspürgerät gelehrt, mit welchem nach UV FBau vor jedem Betreten eines Schachtes die Luftreinheit geprüft werden musste.
Die Herren B. und L. hatten dafür aber auch noch eine andere Anwendung entdeckt. So hieß es also, wenn der brave christliche Lehrling vom Kirchgang zurückkam „so, jetzt erstmal kräftig ins Gas-Spür-Röhrchen reinblasen“ Der Kommentar dazu: „Na, in deiner Kirche hat der Pfarrer bestimmt Prost gesagt statt Amen“. B. und L. stellten somit nicht nur zielsicher fest, dass man wieder mal den Kirchgang zu einer ganz individuellen Prozession ausgenutzt hatte, meist mit dem Ziel Gasthaus Nunnenbeck, Marientorzwinger oder Bahnhofswirtschaft. Sie konnten, wenn sie gut drauf waren (wie eigentlich immer) angeblich an der Röhrchen-Verfärbung auch genau erkennen "Aha, a ganze Maß Tucher-Siechen" oder "Aha, des woar a Lederer, obber blous a schnells Seidla hads dir ned gschmeckd oder woars zu deier, oder hams dir Bürschla ned mehr gebn?"
Wahrscheinlich sprach aus den beiden aber nur der blanke Neid, denn sie als Vorbilderkonnten und durften ja nicht. Jedenfalls hatte zumindest bei mir das Fronleichnamsfest keine negative Nachwirkung bei der Führungs-Note im Wochenbericht. Da stand halt wie sonst auch ein Dreier oder ein Vierer, nix Schlimmeres.