Nicht für die Schule, sondern fürs Leben lernen wir.
Das wussten schon Generationen von Lehrlingen und Rädda Barnen-Heimbewohnern vor uns 67ern. Sie entdeckten auch damals die nahe gelegene Gaststätte „Zum Nunnenbeck“ als brauchbare LnuHeute ist in der ehemaligen Gaststätte eine Praxis für Physiotherapieebensschule.
Das Nunnenbeck war früher eine der typischen Nürnberger Eckwirtschaften für jünger und älter, für arm und reich. Nichts Außergewöhnliches von der Atmosphäre und vom Ambiente her, aber ideal für ein paar Seidla und evtl. für ein kleines Vesper wie Stadtwurst, Leberwurstbrot, auch mal sechs mit Kraut. Also alles was das karge Taschengeld-Budget nicht allzu sehr sprengte.
Ideal auch als Trainingslager für die Schafkopf-Kartler. Der Rädda Barnen-Stammtisch (meist war das der große Tisch ganz hinten im Lokal) war oft gut besetzt. Er machte zwar mangels Masse vielleicht nicht den Riesenumsatz, war aber ein sicheres Geschäft für die Wirtin.
Hier wurde man nie misstrauisch gefragt: „Dürft ihr Bürschla denn überhaupt scho a Bier trinken?". Mit etwas Glück bediente die attraktive und sehr vollbusige Frau „xxx“ . Wenn sie dann beim Bezahlen direkt hinter einem stand, lehnten viele den Kopf schön zurück und träumten den Rest der Nacht dann von dieser nicht alltäglichen aber anregenden Berührung.
Zum Monatsende hin war es aber besser und wichtiger, die nette etwas mütterliche Frau Müller als Bedienung zu haben, denn bei ihr gab es im Notfall auch Kredit (bei der Wirtin auch für Stammkunden nur höchst selten).
Einmal kriegten wir am Rädda Barnen-Stammtisch einige Runden vom Nunnenbeck-Kartler-Stammtisch spendiert. Die Herrschaften waren nämlich ins Streiten gekommen wegen der Tore bei einem älteren Clubspiel. Und da hatte ich die Idee, ich leg jetzt 20 Pfennig in den schönen alten Tisch-Münzer und rufe bei der Zeitung an. Tatsächlich erreichte ich jemand bei der NN-Sportredaktion, der dann mit einer quasi amtlichen Auskunft den Streit entschied. Wie gesagt, die Herren ließen sich zu unserer Freude nicht lumpen, und wir konnten noch ein paar Seidla bestellen.

Nur knapp fünf Minuten war die Wirtschaft vom Heim weg, der Rückweg dauerte auch nur unwesentlich länger, abhängig von der Zahl der reingezogenen Seidla. Wenn man dann noch auf einem Bänkchen eines der weiblichen Wesen aus der Heim-Nachbarschaft entdeckte wurde halt ein kleines Päuschen im Cramer-Klett-Park einlegt. Aus Höflichkeit setzte man sich noch ein Minütchen dazu. Hoffentlich hatte man dann aber mit einem Kumpel vorher schon was Wichtiges zum Rückzug vereinbart, wie z. B. „also vielleicht klopfe ich später an dein Fenster und dann mach bitte schnell die Balkontür auf.“ Zum Heimgelände gab es ja ein verstecktes meist unversperrtes, aber auch leicht zu überkletterndes Gartentürchen. Schon war man auf dem Heim-Gelände auf der nicht einsehbaren Heimrückseite und dann auch schnell und ungesehen auf einem Erdgeschoss-Balkon. Der abendlichen Heimleitungs-Kontrollrunde konnte man brav im Bett liegend, gelassen entgegensehen, trotz eines leichten Bier- und Zigarettengeruches.

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