Leider hat es diesmal etwas gedauert die Gedanken über den nicht mehr vorhandenen Stammtisch zu veröffentlichen.

Heute wäre Stammtisch!
Stammtisch was war das nochmal. Gemütliches Beisammensein, Ellbogen an Ellbogen mit Mindestabstand von 15cm, kein Maskierter betritt das Lokal. Kaum zu glauben, dass es so etwas gab. Vielleicht kommt's eines Tages wieder, schön wär's
So sitzen heute bestimmt einige Flehrl's daheim und schwelgen in Erinnerungen an vergangene Stammtische.
Ach ja Erinnerungen. Vor 60 Jahren wurde der FeTap 611 als Standardapparat bei der DBP eingeführt. Einige von uns waren schon in der Lehre, andere wussten zu der Zeit noch nicht einmal was ein Fernmeldelehrling ist. Doch Berührungen mit dem guten alte 611er hatte jeder Postler im Laufe seines Berufsleben. Bei 2 Flehrl's kamen auch Erinnerungen an den grauen Fernsprecher wieder hoch. Doch lest selbst.

Der 611er

Kaum zu glauben, aber es sind wirklich 60 Jahre vergangen seit der 611er Standard bei der Deutschen Bundespost wurde. Er löste damit den W48, der jahrzehntelang seinen Dienst verrichtete, ab.

Die genaue Bezeichnung lautete FeTAp 611 (Fernsprechtischapparat). So stand es damals auch auf dem Stromlaufplan. Den der Unterrichtsbeamte Sch., ihr wisst schon der mit den dicken Gläsern, in den 60er Jahren in der Preißlerstraße an die Flehrl’s verteilte. Der kleine ??? (hier könnten viele Vornamen stehen) war mächtig stolz, so ein modernes Telefon erklärt zubekommen. Kein Kabelbaum mehr, nein eine Leiterplatte war das Herz oder Gehirn dieses Apparates. Viele Flehrl’s dachten bestimmt, warum mussten wir stundenlang mit dem Prüfgerät Nr. 1a


Störungen im W48 suchen, hier ist doch alles so einfach alte Leiterplatte raus und Neue rein. Als dann der kleine ??? auch noch den Stromlaufplan des 612, 613, 614, 615 oder gar des 616er lernen durfte (eher musste) dachte er, er sei der größte Techniker. Mit weiterführenden Adern, Erdtaste und Schauzeichen, was für ein Gerät.
Wenn ??? mal groß ist, wird er auch so ein modernes Gerät in seine Wohnung stellen. Ganz besonderes hat ihm die geringelte Hörerschnur gefallen.

60 Jahre später, hat der nun gealterte ??? vermutlich keinen 611er in seiner Wohnung stehen. Denn die neuen Telefone liegen jetzt. Sie klingeln auch nicht mehr, spielen eine Melodie, wenn jemand anruft. Zeigen den Namen des Anrufenden, vielfach auch ein Bild des selbigen. Rufnummern schreibt man nicht mehr in ein Büchlein, das Telefon merkt sich hunderte Rufnummern für einen, wichtig im Alter, wenn das Gedächtnis nachlässt.

Schön war’s trotzdem mit dem 611er zu telefonieren. Auch ohne technischen Schnickschnack.
Wichtig war schließlich wer am anderen Ende der Leitung war.
Gerd M. aus N


Also das sind meine Erinnerungen....
Der 611er war die technische Revolution schlechthin. - Der Nummernschalter (Wählscheibe) war völlig anders konstruiert wie bei seinem Vorgänger dem W 48. Bei dem war tatsächlich noch im inneren des Apparates ein kleiner Papierstreifen mit einem Diagramm auf dem die Funktionalität des Nummernschalters dokumentiert wurde.

- Das Gehäuse war rundum geschmeidig ohne herausstehende Schrauben wie es beim Vorgänger der Fall war.
- Das Material war nicht mehr Bakelit sondern hochwertiger Kunststoff.
- Der Servicetechniker konnte im Fehlerfall einzelne Module austauschen ohne einen Lötkolben zu benötigen.
- Außerdem war der Apparat sehr zuverlässig und robust.
- Es gab auch Zubehör..
- Gebührenzähler
- Mithörlausprecher für eine weitere Person
- Sperrschloß für abgehende Gespräche
- und der absolute Hammer, 4 weitere Farben

Was aber fehlte war...
- Wahlwiederholung
- Freisprechen
- Wählbare Klingeltöne
- Freisprechen
- und das wichtigste, ein Display mit Millionen Farben

Kaum zu glauben dass wir das damals gar nicht vermisst haben.
Es soll heute Menschen geben die gar nicht wissen wie man damit eine Rufnummer wählen kann. Wenn die nicht selber draufkommen, ich sags ihnen nicht.
Der größte Vorteil ist aber man konnte ihn nicht irgendwo liegen lassen, denn die Länge des Kabels bestimmte den Radius in dem man suchen muss und am anderen Ende der Schnur war immer der Apparat.
Gerhard S aus N

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